Ein kleines Derby mit gewisser Brisanz – der FCB hofft, dass in Freiburg alles passt
Einmal kurz Gas geben nach der Grenze in Weil am Rhein und kaum ist das Motorenöl auf Betriebstemperatur, da biegt Marcel «Cello» Ammann am Steuer des FCB-Mannschaftsbusses am Dienstag auch schon auf den Parkplatz vor dem Europa-Park Stadion in Freiburg ab. Der FC Basel ist nach seiner kürzesten Europacup-Auswärtsreise im Breisgau eingetroffen. Ein Nachbarschaftsduell, das es noch nie in einem Wettbewerbsspiel gegeben hat und das auf beiden Seiten vor allem eines hervorruft: Vorfreude.
Für den FCB ist es zwei Jahre nach dem Halbfinale in der Conference League und dem schmachvollen Ausscheiden nur wenige Wochen später gegen Tobol Kostanay die Rückkehr auf die grosse europäische Bühne. Zwar wurde die Champions League gegen den FC Kopenhagen verpasst, dafür warten nun bis Ende Januar acht Spiele in der ausgedehnten Gruppenphase der Europa League.
Den Anfang macht dieses, wie Shaqiri es fast schon liebevoll nennt «kleine, aber schöne Derby, das wir zum ersten Mal erleben dürfen». Ähnlich klingt es bei den Freiburgern, die seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga 1978 nur drei Gegner begrüssten, die eine kürzere Anreise zu einem Spiel beim Sportclub hatten: den Lokalrivalen Freiburger FC sowie den FC Villingen und den FC Emmendingen im DFB-Pokal-Wettbewerb. «Freiburg gegen Basel ist für mich ein Derby, eines, das durch die Nähe eine gewisse Brisanz schafft», sagt Freiburgs Trainer Julian Schuster, «ich freue mich sehr auf das Spiel.»
Ausverkauftes Haus und ein Weltmeister als Experte
Mit ihm werden das am Mittwoch ab 21 Uhr mindestens 34'200 Zuschauer im ausverkauften Europa-Park-Stadion tun, darunter offiziell 2500 FCB-Fans im Gästesektor. Im Fernsehen wird die Partie beim Bezahlsender Blue gezeigt und ausserdem bei RTL, wo Weltmeistertrainer Joachim Löw, ein früherer Freiburger, seine Expertenmeinung beisteuert.
Experte Shaqiri, von Schuster in höchsten Tönen gelobt für seinen Einfluss auf das Basler Spiel, stellt sich auf «kein einfaches Spiel», sagt aber auch: «Für uns wird es ein guter Test, um zu sehen, wo wir stehen. Der SC Freiburg ist mittlerweile ein sehr guter Verein, der oben mitspielt, und wir wissen um die Intensität der Bundesliga. Aber wir kennen auch unsere Qualitäten, kommen mit Selbstvertrauen und wollen einen guten Start in die Kampagne hinlegen.»
Die letzte Gruppenphase hat der FCB Anfang September 2022 daheim gegen Pjunik Jerewan mit einem 3:1 begonnen. Und das letzte Aufeinandertreffen auswärts bei einem deutschen Team hat er ebenfalls gewonnen: Im März 2020 war ein aufsehenerregendes 3:0 bei Eintracht Frankfurt die Grundlage für das Erreichen des Viertelfinal-Turniers während der Corona-Pandemie.
Insgesamt hat der FCB im Europacup gegen Bundesliga-Vertreter eine negative Bilanz von fünf Siegen, zwei Unentschieden und zehn Niederlagen vorzuweisen. Wenn es nach Ludovic Magnin geht, soll der FC Basel am Mittwochabend aber unterstreichen, «dass die Schweizer mittlerweile ein bisschen grösser geworden sind». Der FCB-Trainer sagt ausserdem: «Wir wollen unsere Farben verteidigen und Freiburg so viel wie möglich abverlangen.»
Der Ausfall von Hitz wird zur Chance für Salvi
Dass mit Marwin Hitz kurzfristig ein Routinier mit Oberschenkelproblemen ausfällt, schlägt sich einerseits im Vergleich der internationalen Erfahrung nieder. Freiburg bringt insgesamt 261 Europacupeinsätze auf die Waage, der FCB ohne die 39 Spiele von Hitz nur noch 199. Andererseits ist Magnin im Nachhinein gut damit gefahren, Mirko Salvi am Freitag im Cup die ersten Minuten dieser Saison geschenkt zu haben.
Der 31-Jährige avancierte mit ein paar Grosstaten inklusive dreier gehaltener Elfmeter zum Matchwinner und kann mit frischem Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit in diese Prüfung steigen. Neuland ist das europäische Parkett für Salvi sowieso nicht: In seinen zwei Abschnitten beim FCB hat er in sieben Europacupspielen das Tor gehütet.
Die Ziele dieser Kampagne formuliert Magnin offensiv: «Wir haben acht Spiele vor der Brust und wir sind der FC Basel, der in jedem Wettbewerb den Anspruch hat, weiterzukommen. Aber wir sind auch realistisch und nicht naiv: Es muss wieder einmal alles passen, um diese Ziele zu erreichen.» Und es wäre ja nicht das erste Mal, wenn beim FC Basel im Europacup alles passen würde.
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